Bäume – unsere Freunde

Kindheitserinnerungen

Ich wuchs im Taunus auf, inmitten von Wäldern und Feldern. In unserem Garten stand ein grosser Kirschbaum mit köstlichen dunkelroten Kirschen, welch eine Freude, oben im Baum zu sitzen auf die Welt hinunter zu schauen und Kirschen zu essen. Ausgiebige Waldspaziergänge und Wanderungen gab es sonntags. Nun lebe ich in einem Land, welches einst recht dicht bewaldet war, jedoch wurden die Wälder und Bäume bis auf nur noch wenige Prozent aufgebraucht. Heute ist Irland noch immer ein Land mit wenigen Wäldern. Wir finden Sie meist auf dem Land von grossen Herrenhäusern.

Bäume im alten Irland und der Ogham-Kalender

Als die ersten Siedler in Irland ankamen, fanden sie eine dicht bewaldete Insel vor. Die irischen Vorfahren lebten, schliefen und jagten in diesen Wäldern und bezogen von ihnen ihren Schutz und ihren Lebensunterhalt.

Die Legende besagt, dass, als ein junger Mann namens Ogma die Ogham-Schrift verfasste, die Natur anrief, denn alle Vorstellungskraft hat ihren Ursprung in der Natur. Er schaute sich um und sein Blick fiel auf die heiligen Lebensformen der Druiden – die alten Wälder. So entstand die zweitälteste Schriftsprache der westlichen Welt.
Als sich also diese erste einfache Schrift entwickelte und später die Gesellschaft kleiner ländlicher Königreiche durch Brehon-Gesetze regiert wurde, bestand eine tiefe Verbindung zu den Bäumen des Landes, ihrem Nutzen und ihrer Bedeutung. Die Ogham-Schrift war mit den Bäumen, den Jahreszeiten mit ihren Festen und Ritualen verbunden. Es gibt mehrere Versionen des Ogham Tree-Kalenders. Hier können Sie eine mit den alten Festen und den Zeiten der Sonnenwende und Tagundnachtgleiche sowie 13 einheimische irische Bäume mit ihrer Jahreszeit sehen.

 

Die Zeit der Eibe – November

Eibe – Iúr (in Irisch)  1. – 28. November
Die Eibe steht für Erneuerung, Transformation und Ewigkeit und galt seit jeher als Verbindung zu den Geisterreichen und unseren Vorfahren. Eiben sind winterhart und haben eine erstaunlich lange Lebensdauer. Es ist, als ob sie mehr als ein Leben hätten und für Tod und Wiedergeburt stehen und dabei helfen könnten, das Ende zu akzeptieren und den größeren Zweck zu erkennen. Ein Ende ist immer auch ein Anfang. In dieser Zeit des Jahres geht es darum, loszulassen, was uns nicht mehr dient, und darauf zu vertrauen, dass das Leben uns das bietet, was als nächstes für uns kommt. Die Eibe ist der erste Monat im keltischen Jahr, so wie ein keltischer Tag mit der Nacht beginnt, es ist der Beginn des Winters, mit der bevorstehenden Ernte und langen dunklen Nächten, aber mit einem Licht am Ende des Tunnels.

 

Die Zeit der Kiefer im Dezember

Vom 29. November bis zu Weihnachten ist die Zeit der Kiefer, dazu berichte ich Euch nächsten Monat.

Jedoch habe ich in Beziehung auf Kiefern etwas Neues zu berichten. Wie versprochen werde ich für Euch und für mich Bäume pflanzen (lassen). Lange glaubten die Botaniker die irische Kiefer sei ausgestorben und in Irland stünden nur Schottische Kiefern. Im Burrengebiet, nahe dort wo ich zu Hause bin, wurden jedoch Kiefern untersucht. Es stellte sich heraus sie sind einheimische irische Kiefern.

‚Kinder‘ von diesen Kieferbäumen habe ich kaufen können und nun habe ich fünfzig Kiefer-Babys. Diese neuen Bäumchen werde ich in den nächsten Monaten an verschiedene Orte in Irland bringen, wo sie dann zu grossen Bäumen heranwachsen können.

Zum guten Schluss noch ein Gedicht von Rainer Maria Rilke über die Geduld (wird ein bisschen dauern bis die kleinen Baumkinder erwachsen sein werden.

Darüberhinaus ein Video aus Coole Park, einem Wald in der Nähe, hier habe ich gefilmt wie es dunkler wird im Winterwald. Sechs Minuten zum Entspannen, hier anklicken zum Anschauen…

 

Über die Geduld

Man muss den Dingen die eigene, stille ungestörte Entwicklung lassen,
die tief von innen kommt und durch nichts gedrängt oder beschleunigt werden kann,
alles ist austragen – und dann gebären…

Reifen wie der Baum, der seine Säfte nicht drängt
und getrost in den Stürmen des Frühlings steht,
ohne Angst, dass dahinter kein Sommer kommen könnte.

Er kommt doch!

Aber er kommt nur zu den Geduldigen, die da sind,
als ob die Ewigkeit vor ihnen läge, so sorglos, still und weit…

Man muss Geduld haben mit dem Ungelösten im Herzen,
und versuchen, die Fragen selber lieb zu haben, wie verschlossene Stuben,
und wie Bücher, die in einer sehr fremden Sprache geschrieben sind.

Es handelt sich darum, alles zu leben.
Wenn man die Fragen lebt, lebt man vielleicht allmählich,
ohne es zu merken, eines fremden Tages in die Antworten hinein.

Rainer Maria Rilke, Viareggio bei Pisa (Italien), am 23. April 1903

 

Bäume – unsere Freunde

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