Gespräche über das Wetter

Gälisch und Englisch

 

Ursprünglich sprachen alle Menschen in Irland einmal Gälisch, eine Sprache, die auf die Kelten zurückgeht, die um 500 Jahre v.Ch. nach Irland kamen.

Irland war ca 800 Jahre eine Kolonie Britanniens. Die Kolonie sollte sich selbstverständlich an die Sprache und Kultur der Kolonialmacht anpassen.

So kam es, dass die irische, gälische Sprache fast verschwand. Heute unterstützt der irische Staat die gälische Sprache, lernen tun sie alle in der Schule. Jedoch ist Englisch mit wenigen Ausnahmen, die alltäglich gesprochene Sprache.

Unter dem Titel ‚Yu Ming Is Ainm Dom‘ findet ihr einen kurzen interessanten Film in YouTube zu dem Thema.

Zu diesem weitreichenden interessanten Thema erzähle ich Euch ein andermal mehr. Hier geht es mir um den Einfluss der irischen Sprache auf die englische Sprache, um die besonderen Ausdrücke, die hier benutzt werde.. Sprache ist kein starres System, sondern sie wandelt sich und wird stets von den Menschen beeinflusst, die sie benutzen.

 

 

 

 

Irisches Wetter

 

Eine Frage, die bei Reisevorbereitungen für Irland stets auftaucht, ist die nach dem Wetter. Durch den Einfluss des Golfstroms hat Irland ein sehr gemässigtes Klima, mit häufigen Regenschauern und natürlich recht viel Wind, Irland ist schliesslich eine Insel im Nord-Atlantik.

Daher rate ich stets dazu sich wie eine Zwiebel anzuziehen, in mehreren Lagen, eine davon regendicht.

Wichtiges Gesprächsthema – das Wetter

Wer schon einmal in Irland war, weiss wie leicht es ist ins Gespräch zu kommen und das so häufig wechselnde Wetter bietet einen guten Anfang einer Unterhaltung.

Dazu gibt es einige besondere Ausdrücke, die sich auch oft vom Englisch in anderen Ländern unterscheiden.

 

Zuerst Regen, Wind und Kälte, danach kommt Sonne und Sommer…

 

‚Soft day, thank God‘

– ein weicher Tag, Gott sei Dank.

Es beschreibt einen Tag, an dem es scheint als würden kleine Regentropfen in der Luft hängen, fast wie Nebel, aber nasser. Die Nässe durchdringt alles. Da Irland eine von Landwirtschaft geprägte Insel ist, wird dieser sanfte Regen positiv gesehen und dient besonders hier im Westen oft auch als Gruß.

 

Wenn wir dann von heftigem Regen reden, gibt es eine ganze Reihe von Ausdrücken. Alle diese Worte bezeichnen einen sintflutartigen Regen.

Bucketing (ein ‚bucket‘ ist ein Eimer), Hammering, Lashing (peitschend), Pelting (prasselnd), Pouring (wie ausgegossen), Teeming (strömender) Rain…

Regen, Regen und noch mehr Regen

 

Auch nennen wir den Regen gelegentlich ‚wet rain‘, was absurd klingt, denn ist nicht jeder Regen nass? Das mag sein, doch nicht jeder Regen ist gleich nass. Hier meint es einen leichten Regen, der sanft fällt, jedoch ein erstaunlich grosse Menge an Feuchtigkeit birgt.

Aussage: That’s a terrible wet rain. Look at you! You’re drownded.

Das ist schrecklich nasser Regen. Schau Dich an! Du bist ganz ‚ertrunken‘.

 

 

 

Dirty looking sky

– (ein schmutzig-aussehender Himmel) ein schlechtes Omen

Finsteres Wort der Vorahnung, ausgeprochen mit halb geschlossenen Augen, wenn der Sprecher erwartet, dass der Regen imminent ist. Der Himmel ist dann dunkelgrau, voll mit alarmierend nass aussehenden Wolken.

Aussage: That’s a dirty looking sky up there. I wouldn’t stray far. – Das ist ein schmutziger Himmel da oben, ich würde nicht weit gehen…

Wenn es Pfützen gibt, so weit das Auge sehen kann, es durch die Nacht durchgeregnet hat und es wahrscheinlich den ganzen Tag noch so weiter regnen wird, dann bleibt nur eins, alle Unternehmungen im Freien abzusagen.

Wir sagen dann:

Into the pyjamas and get the kettle on. It’s down for the day.

Rein in der Schlafanzug, stell den Wasserkessel an (für Tee). Es ist ‚unten‘ für den Tag.

 

Kälte

Je nach Vorliebe, ob Untertreibung oder Übertreibung, hier haben wir alles abgedeckt.

‚Bitter out‘ (Bitter draussen) oder ‚Getting the wear out of the winter coat‘ (Den Nutzen aus dem Wintermantel bekommen*) zum einen, oder wenn man sich mit Flair und Drama ausdrücken will, dann sagt man: It’s Baltic – so kalt wie wir uns das Baltische Meer im tiefsten Winter vorstellen, aber ohne es ausprobieren zu wollen.

*Zum Wintermantel – in Irland sind die Winter meist so mild, dass man auch ohne einen Wintermantel auskommen könnte, um so bezeichnender der Ausdruck.

 

Wind

Selbstverständlich sollten wir den Wind nicht vergessen

That wind would cut you in half (dieser Wind würde Dich in Hälften schneiden)

Es ist diese Art von Wind, der nicht nur kalt ist, er ist eisig. Eine Kälte so hart und rauh auf unserer Haut, dass es sich anfühlt, als würde er in uns schneiden. Ein Wind der geradewegs aus der Arktis kommt.

Aussage: The wind would cut you in half. Not just in half. Quarters.

Der Wind schneidet dich in Hälften. Nicht nur in Hälften, in Viertel.

Errigal Mountain, County Donegal, Ireland

The Big Snow

 

In Irland gibt es keinen ‚richtigen‘ Winter mit Schnee. Schlittenfahren und Schneemann bauen sind keine alltäglichen Winterunternehmungen. Deshalb stechen Winter mit einem ‚Grossen Schnee‘ heraus. Da gab es einen in 1963, dann in 1982 und dann in 2010. Aber alle wurden übertroffen vom ‚Beast from the East‘ und Sturm Emma im Jahr 2018. Tiefe Schneeverwehungen, Elektrizitätsausfall in vielen Gegenden und die Läden hatten kein Brot mehr…

Aussage: Do you remember the Big Snow when Uncle Seamus’s Ford Escort was buried in that ten-foot drift? Took him a week to dig it out.

Erinnerst du dich an den Grossen Schnee als Onkel Seamus‘ Fort Escort in einer drei Meter tiefen Schneeverwehung steckte? Eine Woche hat er gebraucht ihn auszugraben.

 

Nicht nur Regen, Wind und Kälte – wir haben auch mal

Sommerwetter!

 

 

Summer in Salthill, Galway

 

Viele würden sagen, fierce (heftig) und mild (mild) sind Gegensätze, nicht für Iren. Wenn unsere wenigen Tage mit Sommerwetter kommen und die Temperaturen stark ansteigen, dann benutzen wir zwei Ausdrücke – ‚fierce mild‘ und ‚roasting‘ (röstend, brütend)

Ausspruch: It’s fierce mild even in the shade today. I’m sweating buckets.

Es ist heftig mild sogar im Schatten heute. Ich schwitze Eimer voll.

 

Im Gälischen gibt es den Ausdruck ‚ag scoilteadh na gcloch‘, Wetter so gut, dass die Hitze der Sonne Steine zerbricht. Also ziemlich viel Sonne – selten im gemässigten irischen Klima.

Ausspruch: The sun is splitting stones out there. Pass me that Factor 50. Quick!

Die Sonne zerteilt Steine da draussen. Gibt mir den Faktor 50, schnell!

 

Die meisten Iren sind nicht für das extreme sonnige Wetter ausgestattet. Wir klagen über den Regen, aber wir klagen fast noch mehr über die Hitze. Wir schmelzen hinweg. ‚I’m melting!‘

Ausspruch: I am not able for this heat. I am like a dead dog.

Ich halte diese Hitze nicht aus. Ich bin wie ein toter Hund.

 

Inmitten einer Schönwetterphase gibt es immer die Optimisten, die sich über die kommende Woche mit schönem Wetter freuen und die Pessimisten, die die unvermeidliche Ankunft der nächsten Regenphase fürchten.

Optimisten sagen: They are giving it fine for the week (’sie geben es als gut an, für die Woche‘)

Pessimisten sagen: It’s to break on the weekend (es wird ‚brechen‘ am Wochenende)

 

That’s three days of temperatures touching 20℃. Why would you go on a foreign holiday? Drei Tage mit Temperaturen um die 20℃. Warum ins Ausland in Urlaub fahren?

Wir denken, es gibt keinen schöneren Ort als Irland, das stimmt ja auch. Die einzige Verbesserung wäre verlässlicher Sonnenschein im Sommer. Deshalb stellen wir während der wenigen Sommertage die rhetorische Frage über einen Urlaub ausserhalb Irlands.

 

Es gibt dann auch die Tage an denen die Sonne scheint und eine leichte Brise weht, perfekt zum Wäschetrocknen draussen auf der Wäscheleine. Wenn man es richtig abpasst kann man zwei Waschgänge an einem Tag trocknen.

Ausspruch: There’s to be great drying out tomorrow. I’m setting the alarm for 6 am to put a wash on. Morgen wird es gutes ‚Trocknen‘ geben. Ich stelle den Wecker auf 6 Uhr für die erste Wäsche.

 

Im Sommer sind die Tage lang, zur Sommersonnenwende geht die Sonne erst um 22 Uhr unter. Am kürzesten Tag haben wir Tageslicht nur für 7 ½ Stunden, die Sonne geht kurz nach 16 Uhr unter. Wir freuen uns jeden Winter auf die Wintersonnenwende. Wenn wir über den 21. Dezember hinaus sind, warten wir sehnsüchtig darauf die extra Minuten Tageslicht sehen zu können. Sobald wir einen Unterschied bemerken können, sagen wir (immer wieder und wieder), ‚What a grand stretch in the day!‘ Welch eine schöne ‚Streckung‘ des Tages.

 

 

Das Wort ‚Grand‘

 

Hier braucht es noch eine Erklärung des Wortes ‚grand‘.

Dieses Wort kann alles bedeuten, von ‚ok‘ zu ‚gut‘ oder auch zu ‚überhaupt nicht gut‘ oder ‚wirklich schrecklich‘. Kontext und Betonung sind hier von grösster Wichtigkeit. Im Wörterbuch steht ‚grossartig‘ als Übersetzung, jedoch wir benutzen es in vielfältigster Weise. Wir fühlen uns ‚grand‘, thank you‘, oder wir sind gut miteinander ausgekommen – ‚we got on grand‘. Der Tag kann ‚grand‘ sein.

Oder wenn jemand etwas anbietet, nehmen wir es an mit einem ‚grand‘ höflich an. Wohingegen ein ‚I’m grand‘ oder ‚you’re grand‘ eine höfliche Absage bedeuten.

Es braucht lange Zeit dieses grossartige Wort in allen Ausführungen zu entdecken.

 

 

Fremde Sprachen – Muttersprachen – und alle Feinheiten sich auszudrücken

 

Ihr seht, hier tun sich Welten auf. Ich lebe so lange hier und spreche jeden Tag Englisch. Der Wechsel von einer Sprache zur anderen braucht keine Überlegung. Und doch gibt es natürlich Feinheiten in jeder Sprache, die schwer zu erfassen und gebrauchen sind. Im Gespräch mit anderen zweisprachigen Menschen geschieht es oft, dass wir in einer Sprache reden, und doch hin und wieder ein Wort aus der anderen Sprache benutzen, da wir kein entsprechendes passendes Wort finden können.

 

Jedenfalls habt Ihr nun eine kleine Liste von besonderen irisch-englischen Ausdrücken, die Ihr bei einem Besuch in Irland ausprobieren könnt. Keine Scheu!

Dont‘ worry, it’ll all be grand. (Keine Sorge, es wird alles gut sein.)

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