Irischer Baumkalender – der Apfelbaum

Apfel – Úll

Malus Silvestris – Zierapfel/Holzapfel

5. September – 2. Oktober

 

Mit seinen schönen Blüten und nahrhaften Früchten ist der Apfelbaum ein Symbol der Freuden der Anders-Welt und der Fruchtbarkeit, Erneuerung und Heilung.

 

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Volksglauben und Bräuche

 

Äpfel reifen am Ende des Sommers und sind die Früchte, die zu Beginn des Winters reichlich vorhanden sind. Halloween, am Ende von Oktober, markiert den Beginn der dunklen Winterzeit, mit langen Nächten. Traditionell gibt es zu dieser Zeit viele Spiele mit Äpfeln. In Cornwall feierte man Allan Day oder Apple Day und Kinder gingen mit einem Apfel unter dem Kopfkissen ins Bett. Ein besonderes Halloweengetränk ist heißer gewürzter Wein, Ale oder Apfelwein mit Apfel- und Toaststücken. Der Name für dieses Getränk in England ist Lamb’s Wool, merkwürdig, oder? Der Name könnte von dem Irischen ‚lá maois úll‘, ‚Tag des Apfelsammelns‘.

 

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Legenden und Mythologie

 

Der irische Meeresgott Mannanán Mac Lir lebte in einer wunderschönen Region der Anderswelt, oft heisst es dies war eine Insel östlich von Irland. Diese Insel hat verschiedene Namen zum Beispiel ‚Magh Meall‘, die ‚genussvolle Ebene‘, oder ‚Tír Tairngire‘, das ‚Land des Verheissung‘, oder ‚Eamhain Abhlach‘, die ‚Region der Äpfel‘ und damit ist eine Insel voller Bäume, die die schönsten goldenen Äpfel tragen, gemeint.

Eamhain Abhlach ist im Wesentlichen dasselbe wie Arthurs Avalon, um die es ebenso viele Geschichten gibt.

Hier einige Beispiele: der Meeresgott Mannanán erscheint Cormac Mac Airt dem Hochkönig Irlands in Tara, dem königlichen Zentrum, als Krieger. Er trägt einen Ast mit neun Äpfeln aus rotem Gold auf seiner Schulter. Als der Ast geschüttelt wird, ertönt solch schöne Musik, dass wer immer zuhört sogleich alle Sorgen und Müdigkeit vergisst.

Oder: Connla, dem Sohn von Céadchathach, Hochkönig und Vorfahre der Könige von Connacht, erscheint eine Fee aus dem Land der Verheissung. Sie überreicht ihm einen Apfel, von diesem Apfel lebt Connla einen Monat lang. Er braucht keine andere Nahrung und der Apfel bleibt stets gleich gross.

 

In einer anderen Geschichte bekommt Lugh eine Entschädigung gezahlt. Sie umfasst die Ernte von Äpfeln, die unter dem Meer liegen, in der Nähe der Insel Caire Cendfinne, die zwischen Éire und Alba versteckt ist. Die Äpfel haben die Farbe von gebranntem Gold, sind so groß wie der Kopf eines einmonatigen Kindes, schmecken nach Honig und „sie hinterlassen bei jedem, der sie isst, weder den Schmerz von Wunden noch die Qual von Krankheiten, und sie werden auch nicht weniger, egal wie viel man von ihnen isst“. Ein Gedicht aus dem 12. Jahrhundert besagt, dass Lugh selbst in Eamhain Abhlach aufgewachsen ist.

 

Die heilige Brigid – verfluchte einen fruchtbaren Apfelbaum zur Unfruchtbarkeit, segnete jedoch eine Erle und veränderte ihre kriegerische Natur, sodass sie Früchte trug, 2/3 Äpfel, 1/3 süße Schlehen.

Der heilige Mochuda bewies einem Druiden seine Heiligkeit indem er einen Apfelzweig vier Mal segnete: 1. er soll Blätter tragen, 2. er soll blühen, 3. er soll saure Früchte tragen und 4. die Früchte sollen süß sein wie Honig

Darüberhinaus heilte er ein Kind mit einer verkümmerten Hand, indem er ihm einen Apfel hinhielt. Sobald das Kind den Apfel berührte, heilte die Hand und wurde wieder vollständig gesund.

 

Es gibt Abbildungen von Göttinen mit Äpfeln, zum Beispiel eine keltische Statue in Britannien, es ist eine sitzende Muttergöttin mit drei Äpfeln auf ihrem Schoß und steht als Symbol der Fruchtbarkeit, eine andere Statue zeigt eine Göttin, die eine Schale mit Äpfeln vor sich hält.

Im Nordischen gibt es die Göttin Iduna, sie hat eine Truhe mit Äpfeln, diese Früchte erhalten Jugend und Gesundheit.

 

Eine traurige und schöne Geschichte mit einem Apfelbaum möchte ich hier ausführlich erzählen, es ist eine tragische Geschichte von zwei Liebenden.

 

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Die Geschichte von Bailé und Aillinn

 

Buans einziger Sohn Bailé wurde von allen, die ihm je begegneten geliebt und bewundert, vor allem wegen der erstaunlichen Geschichten, die er erzählte. Bailé wurde jedoch besonders von Aillinn, der Tochter von Lughaidh, geliebt. Diese Frau, die ihn nie getroffen hatte, jedoch all seine Geschichten gehört hatte und durch diese eine tiefe Zuneigung entwickelte, wie sie sie noch nie zuvor empfunden hatte.

 

Durch den Austausch von kleinen Briefen planten Bailé und Aillinn ein Stelldichein in Ros na Righ am südlichen Ufer des Boyne. Um diesen Ort zu erreichen, reiste Bailé von Ulster aus, verließ Emain Macha und reiste nach Süden über Sliabh Fuaid und Muirtheimhne, bis er den langen Strand erreichte, der heute als Traigh Bailé bekannt ist.

 

Hier spannten Bailé und seine Begleiter ihre Pferde aus, ließen sie zum Grasen auf die Weide und dachten bereits an das Gelingen ihres Vorhabens. Nachdem sie eine Weile ausgeruht hatten, bemerkten sie eine furchterregende und gespenstische Gestalt, die sich schnell von Süden her näherte. Die wilde Art, mit der die Gestalt sich ihnen näherte und über die Landschaft raste, war furchterregend anzusehen, denn ihre Geschwindigkeit ähnelte der eines Falken, der eine Klippe hinunterschießt, oder dem Westwind, der vom grünen Meer aufsteigt.

 

In Bezug auf diese seltsame Gestalt sagte Bailé zu seinen Männern: „Lasst uns ihn treffen und ihn fragen, wohin er geht, woher er kommt, um den Grund für seine große Eile herauszufinden.“

 

Als er der Fremde die Gruppe erreichte, erwies sich die Rede des Fremden als ebenso abrupt wie seine Ankunft. „Zur Mündung des Flusses Bann kehre ich zurück“, verkündete er brüsk. Ich habe keine Neuigkeiten außer denen über die Tochter von Lughaidh. Sie war in Bailé Mac Buain verliebt und auf dem Weg, ihn zu treffen, bis junge Männer von Leinster sie einholten und töteten, genau wie von Druiden und Propheten vorhergesagt. Es war schon immer vorherbestimmt, die Liebe von Bailé und Ailenn war so groß und intensiv war, dass sie sich nie persönlich begegnen würden. Stattdessen werden sie sich nach ihrem Tod treffen und für immer untrennbar sein. Das sind meine Neuigkeiten.“

Bailés Gruppe starrte den Fremden geschockt an, und bevor jemand reagieren konnte, schoss er wieder von ihnen weg und bewegte sich wie ein Windstoß über das grüne Meer, bis er außer Sichtweite war.

 

Von der Nachricht geschockt, brach Bailé an Ort und Stelle zusammen, und trotz aller Versuche, ihn wiederzubeleben, konnte er nicht gerettet werden und lag tot und leblos am Strand. Seine Freunde trauerten und errichteten an der Stelle, wo er gefallen war, ein Grab.. Ein großes Klagelied begann, und die Männer von Ulster hielten seine Totenwache ab, um den Verlust von Bailé Binnbérlach mac Búain zu beklagen.

 

Als seine Freunde einige Jahre später durch dieses Gebiet kamen und die Grabstätte besuchten, stellten sie fest, dass eine Eibe durch sein Grab gewachsen war, und die Form und Gestalt von Bailés Kopf war in der Baumkrone zu erkennen.

 

Gleich nach dem Tod von Bailé reiste der merkwürdige Fremde, der Bailé seine Neuigkeiten mitgeteilt hatte, weiter nach Süden zum Grianán, zum sonnigen Ort, wo die Jungfrau Aillinn vertraut mit ihren Freunden plauderte. Als sie die Ankunft der mysteriösen Gestalt bemerkte, näherte sie sich ihm und fragte ihn: „Woher kommst du, Fremder?“

 

„Aus der nördlichen Hälfte von Erinn, aus Tuagh Inbher, und ich reise durch diesen Ort auf meinem Weg nach Sliabh Suidhe Laighen.“

 

„Und hast du irgendwelche Neuigkeiten?“, fragte Aillinn.

 

„Ich habe keine wirklichen Neuigkeiten, die es wert wären, erzählt zu werden“, antwortete der seltsame Mann. „Obwohl ich gesehen habe, wie die Männer von Ulster in Traigh Bhailé Begräbniszeremonien abhielten. Dort errichteten sie einen Grabstein mit dem Namen Bailé mac Búain, Erbe des Ulster-Häuptlingstitels, der auf dem Weg zu der Frau starb, der er seine Liebe gewidmet hatte. Leider war ihre Liebe so stark, dass es ihnen nicht bestimmt war, sich zu Lebzeiten zu treffen.‘

 

Nachdem er seine schreckliche Nachricht verkündet hatte, verschwand die Gestalt aus dem Grianán.

 

Von dieser Offenbarung traumatisiert, fiel Aillinn tot um und wie im Fall von Bailé wurden an der Stelle, wo sie gefallen war, ein Grab und ein Grabstein errichtet. Einige Jahre später wuchs ein Apfelbaum durch ihr Grab und die Einheimischen behaupteten, ihre Gesichtszüge seien in seiner Krone sichtbar.

 

Sieben Jahre nach dem Tod der Liebenden fällten die Dichter von Ulster die Eibe, die durch sein Grab gewachsen war, und verwendeten ihr Holz zur Herstellung einer Dichtertafel. Darauf schrieben sie über alle berühmtesten Visionen und Hochzeiten und Brautwerbungen des Ulster-Volkes.

 

Auch in Leinster fällten die Filidh den Apfelbaum von Aillinns Grab und auf die gleiche Weise wurden die großen Brautwerbungen von Leinster darauf aufgezeichnet.

 

Viele Jahre später, während des Samhain-Festes, kamen der große König Art mac Conn, die Dichter und die Handwerker aller Künste zum Fest und brachten ihre Taball Filidh mit. Als Art die beiden wunderschön verzierten Holztafeln sah, bat er darum, sie untersuchen zu dürfen, und hielt sie jeweils in einer Hand, während er ihre Schönheit und Kunstfertigkeit bewunderte. Plötzlich sprang eine der Tafeln auf die andere, und sie schlossen sich so fest zusammen wie Geißblatt um einen Zweig, und es war unmöglich, sie jemals zu trennen.

 

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Saisonale Platzierung

Äpfel sind reif im Spätherbst rechtzeitig zu Samhain, zum Fest des Herbst und Winters.

 

Verwendung

Das Obst der Apfelbäume hat die wichtigste Verwendung. Rinde wurde selten verwendet, um Wolle gelb zu färben.

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