Dair – Eiche – An Dair Ghaelach
13. Juni – 10. Juli (Quercus petraea-Traubeneiche / Quercus robur-Stieleiche

Nicht nur in Irland, auch in vielen anderen Ländern sind Eichen in der Geschichte und in Legenden berühmt und symbolisieren Königlichkeit, Stärke und Stabilität. Unter den sechs Nationalparks Irlands hat der Killarney Nationalpark hat die vielfältigsten Wälder. Besonders wichtig für die Eichen ist der Ullauns Wald. Hier wird kein Baum von Menschenhand gefällt, die Bäume haben sich alle selbst gesät. Das Waldgebiet ist seit Jahrhunderten unberührt, es ist „wie“ ein irischer Regenwald.
Zwei Irische Eichenarten
Die Traubeneiche ist die ‚irische Eiche‘ und gilt als Nationalbaum. Der Name Traubeneiche kommt daher, dass die Eicheln ohne lange Stiele eng zusammen am Baum sitzen. Diese Eichen können bis zu 40 Meter hoch wachsen und 1.000 Jahre alt werden. Ihr lateinischer Name Quercus petraea zeigt diese Eiche fühlt sich auf steinigem Boden wohl. Die Stieleiche, benannt nach den langen Stielen an ihren Eicheln, hingegen bevorzugt den Innenbereich der irischen Insel mit reicherem Boden.
Beide haben eine graue Rinde mit tiefen Rissen, die gerne von Insekten genutzt werden. Die Blätter sind oben grün, an der Unterseite blasser gelbgrün und haben acht Buchten.
Eichenwälder in Irland
Das Holz der Eiche ist langlebig. Jedoch sind auch alte Eichenwälder Gefahren ausgesetzt. So sehen wir noch heute die Narben an den Bäumen Ullauns, die von einem grossen Brand im Jahre 2014 herrühren. Laubbäume, deren Stämme mit Moosen und Flechten bedeckt sind können leichter überleben, da diese zuerst verbrennen. Nadelbäume hingegen sind voller Harz, brennen schnell, da ist schnell alle Hoffnung verloren.
Das grösste Problem für Wälder, auch Eichenwälder bestehen in der grossen Zahl von Rotwild und Damwild. Sie haben keine natürlichen Feinde und ihre Zahl nimmt schnell überhand. Sie lieben die neuen Blätter und kleine Setzlinge haben keine Chance. Durch Tötungen und mit Hilfe von Zäunen kann das Überleben der Wälder gesichert werden. Die Zäune werden so angelegt, dass sie die Wanderung des Wilds vom Tiefland ins Hochland ermöglichen.
Historisch ist der Mensch die grösste Gefahr für die Eichenwälder Europas. Im 17ten Jahrhundert erfand man einen neuen Ofentyp zum Eisenschmelzen, welchen man mit Holzkohle befeuerte. Das beste Holz dazu ist Eichenholz. Dazu ein paar Zahlen – um eine Tonne Eisen zu erhalten braucht man 2 Tonnen Holzkohle!! Eine Methode, Holz zu nutzen und gleichzeitig Bäume zu erhalten, ist das sogennante ‚coppicing‘, hier werden junge Äste zum Gebrauch geschnitten, der Baum selbt bleibt. Dies braucht allerdings Geduld, häufiger als alle zwanzig Jahre darf man nicht schneiden.
Eichenholz ist ein starkes, ausgezeichnetes Holz. Der Baum hat reichlich Eicheln alle paar Jahre, gutes Futter für Tiere.
Bedeutung der Eiche
Die stattliche Haltung und das lange Leben der Eiche sind Symbol für Stärke, Fruchtbarkeit, Königtum und Ausdauer. In Westeuropa ist die Eiche verbunden mit dem Symbol der Feuers, so gibt es viele Feuer-Bräuche bei denen Eichenholz verwendet wird.
Im den schottischen Highlands wurde, wenn jemand zum Tod durch Verbrennen verurteilt wurde, ein Reisigbündel aus Eichenholz verwendet, um das Feuer zu entfachen. Zum Schutz vor Feen half es einen Kreis mit einem kleinen Eichenast um sich herum zu zeichnen. In der
Bretagne benutzte man ein Stück Eiche als Talisman.
Legenden und Mythologie
In der keltischen Kultur nimmt die Eiche einen noch mystischeren Wert ein. Die Figur des Druiden, die zum ersten Mal in De Bello Gallico, einem Text des römischen Kaisers Julius Cesare, erwähnt wird, spielt in der Tat eine grundlegende Rolle in Bezug auf diese heilige Pflanze. Die Druiden waren Priester, aber auch Richter und Lehrer, und ihre Beziehung zur Natur stand im Mittelpunkt versöhnlicher und magischer Rituale. Es wird gesagt, dass die Druiden dem Rascheln der im Wind wehenden Eichenblätter lauschten, um die Weissagungsbotschaften zu deuten.
Die Verbindung zur Magie endet hier nicht: Die Eichenblätter wurden als Zutaten für Heiltränke, Schutz- und Reinigungsrituale verwendet. Viele archäologische Funde könnten ein Beweis dafür sein, dass Eiche der heiligste Baum für Druiden war, jedoch gibt es Hinweise, dass andere Bäume ebenso wichtig waren, zum Beispiel die Eberesche und der Weißdorn mit ihren magischen Eigenschaften oder die Haselnuss mit der mystischen Kraft der Nüsse.
In Irland werden viele christliche Stätten mit Eichenhainen in Verbindung gebracht, die wahrscheinlich ausgewählt wurden, da sie bereits eine grosse vorchristliche Bedeutung hatten. Einige Beispiele:
Colmcille (von ihm habe ich bereits in einem anderen Blog erzählt), gründete in Daire Calgaich das Kloster, welches später zur Stadt Derry (Londonderry) wurde. Er soll gesagt haben: Ich habe mehr Angst vor Äxten im Eichenhain als vor meinem eigenen Tod!. Der Ortsname Durrow kommt von Maigh Daireach, die Ebene der Eichen. Kildare von Cill Dara, die Kirche der Eiche, der Ort wo St. Brigid, die hohe Eiche hier segnete. Der Ort war und blieb viele Jahre lang ein Ort der Wunder.
Viele Geschichten und Legenden der Eiche handeln von weisen starken Königen…
Cormac Mac Airt, weiser König Irlands besucht Manannán Mac Lir, den König und Gott des Meeres. Hier sieht einen Mann, der ein Feuer entzündet, indem er einen dicke Eichenstamm darauf wirft. Er geht um eine zweite Eiche zu holen, aber als er zurückkommt, ist der grosse Stamm komplett ausgebrannt und das Feuer erloschen. Manannán erklärt es später als ein Symbol für einen jungen Herrn, der großzügiger ist, als er sich leisten kann, von dem alle außer er selbst profitieren.
Ein anderer König wird als über allen Königen stehend gepriesen. So wie die Eiche über den königlichen Bäumen des Waldes steht, so steht er, was Offenheit und Größe angeht, über den Königen der Welt.
Die Herrscher hatten stets eine Verbindung zum Wohlergehen des Landes, zur Fruchtbarkeit. So hiess es von König Fachtna Mac Seancha Macuill, dass wenn er zur Erntezeit ein schlechtes Urteil abgab, alle Eicheln vom Baum fielen, wenn sein Urteil gut war, blieben sie hängen.
An der vorchristlichen königlichen Stätte von Emain Macha fanden Archäeologen bei Ausgrabungen Spuren großer Eichenpfosten in der Mitte eines massiven kreisförmigen Bauwerks. Sicherlich wurden Sie zu rituellen Zwecken genutzt.
Viele Geschichen erzählen von einer Verbindung der Tiere Hirsch, Stier, Schwein und Adler und der Eiche. Sie brauchen einen eigenen Blog. In Irland stehen diese Tiere für den Gott Donn oder auch Cernunnos, den Gott der wilden Tiere.
Bei vielen Völkern Europas steht die Eiche als Symbol für den Himmelsgott oder den Donnergott. Da fällt mir ein Spruch ein, den ich als Kind gehört habe, als ich oft im Wald spielte – Eichen sollst du weichen, Buchen sollst du suchen.
Im irischen Baumkalender ist die Zeit der Eiche der Mittsommer, Zeit für Feuer und Sonne.
Besonderheiten und Nutzen der Eichen
Es gibt viele Verwendungsmöglichkeiten von Eichenholz zum Bau von Gebäuden und Schiffen, Fässern und Möbeln.
Eichenrinde wird genutzt zum Gerben von Leder und zur Herstellung von schwarzem Farbstoff.
In den Mooren Irlands finden wir noch heute die Überreste alter Eichenwälder, hier haben sich die Überreste erhalten, die Säure des Moores verdunkelte das Holz. Mooreiche ist fast schwarz und wunderschön wie Skulpturen.
Irische Eiche, einst reichlich und prächtig in herrlichen Hainen war auch Heilmittel für druidische Ärzte.
Nährstoffreicher Boden und gemäßigte Regenwaldbedingungen lassen die Eichen hier sehr alt werden. Wenn ein Baum heranreift bildet er horizontale Äste, die wie zu einem Stamm wachsen, mit Büscheln aus Eichenblättern an der Spitze. Sie streben nach dem Sonnenlicht im Wald. Die Äste werden länger und länger und neigen sich mit ihrem Gewicht auf den Boden und erheben sich wieder in einen offenen Raum, der Sonnenlicht empfängt. Dort wo Äste den Boden berühren, tauchen eine Reihe von Wurzeln in den Boden ein und dienen als sekundärer Nahrungsmechanismus für den wachsenden Baum.
Das Periderm- und Rindengewebe der Baumrinde produziert feinen Kompoststaub, der sich in Erde verwandelt. So wird die feuchte Erde auf der Oberseite der Äste Wirt für seltene Farne und Moosarten, die wiederum den Besuch von Singvögeln anregen, insbesondere der Misteldrossel (irisch: Smolach mór). Sie liebt die Frucht der Mistel und bringt sie in diesen perfekten Lebensraum. Die Mistel ist natürlich ein Zauberkraut und heisst in der keltischen Sprache „Drualus“.
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Ein weiteres altes Eichenheilmittel ist das ’schwarze Wasser‘. Im Alter ist eine Eiche mit Ihrem grossen Blätterdach dem Wind ausgesetzt, er packt und bewegt den Baum. Dieser Wind übt ein Drehmoment auf den Stamm aus. Dieses Drehen erzeugt einen Druck auf den Stamm und an Stellen grossen Drucks tritt ein Wasser aus, in irisch: uisce dubh, schwarzes Wasser. Es ist ein Polymer, wird Gallo-Tannin genannt und wird auch heute noch vor allem bei Brandverletztungen eingesetzt.
Auch in der Botanik ist die Eiche durchaus als wohlwollender König der Pflanzenwelt zu sehen. Jeder Baum ist eine Metropole für Insekten, Schmetterlinge und Bestäuber.
Orte wie den Killarney-Nationalpark und die Wälder von Glendalough in den Wicklow-Bergen besuche ich oft mit meinen Reisegruppen. Etwas abseits der Reiserouten gelegen, jedoch in meiner Nachbar-Grafschaft steht die wohl älteste Eiche Irlands, Raheen Wood, Tuamgraney/Scariff, Co Clare. Sie ist nach dem grossen Hochkönig Irlands Brian Boru benannt, der in der Nähe aufwuchs.
Ich habe mir vorgestellt, wäre die Eiche ein Mensch, wie würde sie aussehen? Für mich ist sie ein wohlwollender König des Waldes. Hier ist das Portrait, das ich von ihm gemalt habe