Weissdorn 18. April – 15. Mai = 7. Monat (Crataegus monogyna)
In Irland gibt es viele viele Kilometer Hecken, sie stammen größtenteils aus dem 18. Jahrhundert, als Gemeindeland privat wurde. Vor der Erfindung des billigen Stacheldrahtes waren Zäune teuer, so pflanzte man Hecken um die Felder. Der Weissdornbusch mit seinen Dornen ist ideal. Im Englischen wird er oft als Maibaum bezeichnet, seine weissen Blüten kommen zum Mai zur Blüte.
Die Blätter und Blüten können für Tee genutzt werden. In Irland, als die Kinder noch über die Felder zur Schule gingen, suchten sie auf ihrem langen Weg etwas Essbares. Sie legten Blüten zwischen Blätter, nannten es Brot mit Käse und liessen sich das Sandwich besonderer Art schmecken.
Weissdorn ist übrigens gut für das Herz! Aber Vorsicht bei der gleichzeitigen Einnahme von Herzmedikamenten.
Der Feenbaum
Der Weissdorn hat eine Verbindung zur Anderswelt, so gibt es viele Geschichten über den „Feendorn“.
So sollte man keinen Weissdorn ins Haus bringen, denn er bringt Feenwesen mit. Auch sollte niemand das Holz eines umgestürzten Weissdornbuschs in einem Kamin verbrennen, es bringt Unglück. Und auf keinen Fall darf man einen einsamen Weissdornbusch auf einem Feld abholzen oder schädigen! Das bringt viel Ärger verschiedenster Art. Woher kommt dieser Glaube an die Verbindung des Weissdornbaums mit der Feenwelt? Vielleicht hat es mit den grossen Dornen zu tun und den blutroten Früchten. Manche Menschen finden die Blumen riechen wie verwesendes Fleisch. Tatsächlich hat man bei Untersuchungen eine Chemikalie in den Blüten gefunden, die auch in den frühen Stadien des Gewebeverfalls auftritt. Anfang Mai traditionell eine Zeit der Risikobereitschaft, des Hedonismus und der Torheit, was man als feenhafte Lebensart betrachten könnte.
Diese Verbindung von Bäumen und Magie sieht man in vielen Kulturen. In Kirchen findet man oft ein Gesicht umgeben von Weißdornblättern und Weißdornblüten, es ist eine Darstellung des Grünen Mann, eine heidnische Figur, die von der christlichen Kirche als Warnung zur Befolgung der Regeln übernommen wurde.
So wie oft gewarnt wird vor dem Feendorn gibt es gleichzeitig Heilbräuche. In Zeiten als viele arme Leute kein Geld für einen Doktor hatten wurden besondere Bäume, oft solche die einzeln an Quellen stehen, Stofffetzen angebunden. Die natürlichen Materialien der Stoffe zerfielen recht schnell und damit verschwanden auch die Krankheiten.
Volksglauben und Bräuche
Selbstverständlich gibt es unzählige Geschichten. So wachte ein Mann morgens gelähmt auf nachdem er am Vortag einen Weissdornbusch an einem Feenort entwurzelt hatte. Oder in einer anderen Geschichte baut ein Paar ein Haus zwischen zwei Feenbäumen auf einen Feenweg und kann keine Nacht mehr Ruhe finden, denn die Feen sind nicht bereit Umwege zu machen. Es gibt Geschichten von Feldern umgeben von Feenbüschen, die man nie nachts durchqueren sollte, denn man kann hinein in das Feld, aber wird nicht vor morgen wieder herausfinden.
Die, die glauben, dass in jedem Baum ein Temperament steckt, warnen davor jemand mit einem Weissdornstock zu schlagen.
Jemand der Vieh mit einem Weißdornstock treibt, muss etwas Schlimmes im Schilde führen
Bei vielen Bräuchen geht es darum die Feen zu beruhigen. So ist es ratsam als Tribut die erste Milch einer frisch gekalbten Kuh unter einen Feenbaum zu giessen.
Auch wurden Weissdornbüsche rund um Häuser gepflanzt um Hexen fernzuhalten
Es gibt eine englische Geschichte in der ein besonderer Weissdornbaum abgeholzt wurde, danach hörten die Hühner auf zu legen, die Kühe bekamen keine Kälber mehr und Frauen keine Kinder bis ein neuer Busch gepflanzt wurde. Der Weissdorn ist auch ein Symbol der Fruchtbarkeit.
Legenden und Mythologie
Der Weissdorn und heilige Quellen haben eine enge Verbindung. Es gibt über hundert Quellen an denen besondere Weissdornbäume stehen. Hier werden Lumpen angebunden, Opfergaben hinterlassen, und Pilgerrituale durchgeführt, so ist dieser Baum auch mit in den christlichen Glauben aufgenommen worden. Eine besonders schöne Geschichte erzählt vom heiligen Colmcille und der heiligen Quelle Tobar an Deilg (die Quelle des Dornes). Colmcille hatte sich einen Dorn in den Fuss getreten. Er badete den Fuss in der Quelle, der Dorn wurde herausgesachen und wuchs neben der Quelle zu einem Baum heran.
Und da gibt es auch die Geschichte vom Glam Dichenn (ausgesprochen ‚glahm dickin‘) was soviel wie ‚der Spott, die Satire von der Hügelspitze‘ bedeutet. Es geht darum einen korrupten König blosszustellen. Dazu braucht es vier oder sieben Dichter die bei Sonnenaufgang und Nordwind auf einen Hügel mit einem Weissdornbusch hinaufstiegen. Dabei hatten sie einen Stein mit einem Loch und einen Dorn, beides hielten sie in der Hand und während sie mit dem Rücken zum Baum standen, sang jeder einen spöttischen Vers über einen korrupten König. Danach steckten sie den Dorn in das Loch im Stein und legten den Stein unter den Baum. Hatten sie unrecht mit ihrem Vorwurf der Korruption so würde der Boden die Steine und Dornen verschlucken. Wenn sie aber recht hatten, so würde der König, seine Frau, sein Sohn, sein Ross und sein Hund von der Erde verschluckt werden.
Im Altirischen heisst der Weissdornbaum hÚath (ausgesprochen ‚ua‘) was Angst, Schrecken, Schrecken, Gespenst, Phantom, schreckliche Kreatur bedeutet.
Verwendung
Holz ist zwar widerstandsfähig, scheint aber in Irland kaum verwendet worden zu sein, was nicht überrascht, denkt man an all die Geschichten und Bräuche.
Neben Whitethorn heißt der Baum im englischen auch Hawthorn. Haws heissen die roten Beeren, die im Herbst reichlich an den Bäumen hängen. Sie wurden gegessen, wenn das Essen knapp war.