In Europa ähneln sich die Weihnachtsbräuche, jedoch hat jedes Land auch heute in unserer global vernetzten Welt seine Eigenheiten beim Feiern des grossen Winterfests.
Wintersonnenwende in heidnischen Zeiten und heute
Ursprünglich war der Moment der Wintersonnenwende ungeheuer wichtig. In einer von Landwirtschaft geprägten Gesellschaft war der Punkt im Jahr, an dem die Tage wieder länger werden äusserst wichtig. So ist es kein Wunder, dass das wohl bekannteste irische Hügelgrab von Newgrange so erbaut wurde, dass bei der Wintersonnenwende das Sonnenlicht durch eine kleine Öffnung bis tief in den Hügel reicht.
Hier findest Du ein Video von Newgrange, welches in 2020 am Tag der Wintersonnenwende aufgenommen wurde, als keiner Zugang hatte zum Grabhügel. Das Video enthält gute Darstellungen und Erklärungen, auch heute ist dies ein grossartiges bewegendes Ereignis, für die Menschen vor 5.000 Jahren. Den Moment im Hügel kann man heutzutage nur erleben, wenn man bei einer Lotterie einen Platz gewinnt.
Weihnachten in Irland
Traditionell beginnt hier Weihnachten am 8. Dezember, (Maria Empfängnis). Ab diesem Tag werden die Weihnachtsbäume aufgestellt, die Häuser geschmückt. Adventskränze findet man meist in der Kirche, weniger Zuhause, jedoch hängen oft dekorierte Weihnachtskränze an den Haustüren. Mittlerweile gibt es vielerorts sogenannte ‚continental Christmas markets‘, da viele die Weihnachtsmärkte aus Mitteleuropa von Reisen kennen. Der traditionelle Treffpunkt ist natürlich nach wie vor der Pub, hier gibt es dann heissen irischen Whiskey mit Zitrone und Nelken zum Aufwärmen. Jedoch sind die Wintertemperaturen in Irland oft um die 8 bis 10 Grad Celsius. Frostige Tage gibt es selten, Schnee noch seltener, eher schon mal einen heftigen Wintersturm. Bei vorweihnachtliche Parties, zum Beispiel mit Arbeitskollegen wird oft ‚gewichtelt‘ (jeder zieht per Los den Namen desjenigen der ein Geschenk bekommt). Hier heisst die Methode ‚Secret Santa‘ oder ‚Kris Kindle‘ (oder Kringle).
In Englisch wünschen wir uns hier ‚Merry Christmas‘ oder ‚Happy Christmas‘, in Irisch sagt man ‚Nollaig Shona Duit‘.
Irische Weihnachtsleckereien
‚Christmas Pudding‘, eine Art Früchtebrot im Wasserbad gekocht und mit Weinbrand getränkt. Zwölf Wochen vor Weihnachten sollte man den ‚Christmas Cake‘ backen, denn er wird in dieser Zeit mit Alkohol ‚gefüttert‘. Nach dieser Zeit bekommt er zum Abschluss eine Hülle von Marzipan und dickem weissem Zuckerguss. Sehr traditionell, doch viele finden es heutzutage zu süss und heftig.
Zusätzlich sind grosse Dosen von Schokoladenpralinen stets willkommen.
In Irland ist der Christmas Day, der 25. Dezember, der wichtige Weihnachtstag. Dies ist auch der einzige Tag im Jahr, wo alle Geschäfte geschlossen sind. Ein Tag für Familie und Freunde, vor allem zu Zeiten, als so viele Iren auswandern mussten war dies die Zeit zum Besuch der alten Heimat. Geschenke bringt Santa Claus am Weihnachtsmorgen. Kinder stellen oft Verpflegung für Santa und die Rentiere nachts an den Weihnachtsbaum, um den Weihnachtsmann zu versorgen und günstig zu stimmen.
Zum Essen gibt es traditionell Truthahn und/oder Schinkenbraten mit Rosenkohl, Karotten, Rüben, Kohl und Kartoffeln in jeglicher Form. Das ganze braucht dann noch eine gute Bratensosse.
Beliebt sind Christmas Cracker. Sie sehen aus, wie riesengrosse verpackte Bonbons, zwei ziehen an beiden Enden, es gibt einen kleinen Knall, ein kleines Geschenk und einen Weihnachtshut oder eine Krone aus Papier, oft auch ein Spruch oder ein Witz fallen heraus.
Weihnachts-Aktivitäten
Wer viel isst, hat auch oft das Bedürfnis nach Bewegung. Das ist hier nicht anders. Eine besondere Tradition an der Küste, und davon hat Irland ja nun reichlich, ist das Weihnachtsschwimmen. Vielerorts angeboten mit Süssem und Glühwein zur Stärkung und zum Aufwärmen und gleichzeitig eine Aktion zum Spenden sammeln für verschiedene wohltätige Zwecke. Man trifft sich zur Zeit nach der Weihnachtsmesse und dem Beginn der Vorbereitung des großen Festmahls am Meer und wer es wagt taucht ein in die kalten Fluten.
Für das gemütliche Ausspannen zu Hause sind Filme hier wie anderswo gefragt. Dies sind die in Irland besonders beliebten:
Home Alone – Kevin – Allein zu Haus
Elf – Buddy – Der Weihnachtself
The Grinch – Der Grinch
Love Actually – Tatsächlich… Liebe
It’s a Wonderful Life – Ist das Leben nicht schön?
Miracle on 34th Street – Das Wunder von Manhattan
The Snowman
The Muppet Christmas Carol – Die Muppets-Weihnachtsgeschichte
White Christmas – Weisse Weihnachten
The Santa Clause – Santa Clause – Eine schöne Bescherung
Little Christmas oder Weihnachten für die Frauen
Am 6. Januar ist dann die Weihnachtszeit zu Ende. Sie endet mit Nollaig na mBan, Weihnachten der Frauen. Heute ist entsprechend der irischen Tradition der Tag an dem die Frauen (oder jeder andere), nach der vielen Arbeit während der Weihnachtszeit ausruhen dürfen. Viele Frauengruppen treffen sich heute zum Kaffee oder Tee, zum Zusammensitzen und Erzählen usw. bevor der Alltag wieder beginnt.
… zum Abschluss ein Lied
The Pogues – Fairytale Of New York
Dieses berühmt berüchtigte Weihnachtslied und vor allem in Britannien wegen der derben Worte so oft in die Kontroverse geratene Weihnachtslied erfreut sich weiterhin sehr grosser Beliebtheit. Das Lied handelt im Wesentlichen von einem zunehmend betrunkenen, kämpfenden Paar (dargestellt von Shane MacGowan und Christy MacColl) sowie von zerbrochenen Träumen und zerstörten Hoffnungen.
Am 30. November diesen Jahres verstarb Shane McGowan und sicherlich wird das Lied dieses Jahr besonders häufig gespielt werden.
Hier das Video des Songs der Pogues.
Wenn Ihr mehr wissen wollt: Bei Arte wurde zum Tod von McGowan eine Dokumentation wiederholt – Mein Leben mit den Pogues.